Wie würdest du dich einschätzen? Bist du eher konfliktscheu oder konfliktfreudig? Sprichst du direkt Dinge an, die dich stören? Kannst du dich gut abgrenzen?
Ich war früher definitiv sehr konfliktscheu, weil ich einfach nicht gelernt habe, konstruktiv mit Konflikten umzugehen. Abgrenzung ist damit ein Thema, dass ich heute immer noch üben muss. Wenn ich unsicher bin, spüre ich nach, wie sich „Ja“ oder „Nein“ sagen anfühlt und entscheide so nach meinem Bauchgefühl, ob mir etwas gut tut oder nicht und ob mir etwas gefällt oder nicht. Abgrenzung hat vor allem damit zu tun, ob ich zu mir, zu meiner Meinung, meinen Werten und Idealen stehe. Wenn ich stets Nein zu mir sage, ist das ein Zeichen dafür, dass ich mich zu wenig wertschätze. Wenn du nicht ansprichst, was dich stört und so keine Klärung stattfinde kann, sondern du unangenehme Themen einfach beiseite schiebst, dann schwelen sie trotzdem weiter im Verborgenen. Als würdest du einfach eine Decke über einen unschönen Fleck werfen. Es brodelt im Untergrund, und das sorgt mit der Zeit für immer mehr aufgestaute negative Energie, bis irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem diese Energien freigesetzt werden müssen – man explodiert. Oft passiert das dann bei einer verhältnismäßigen Kleinigkeit, die so eine Reaktion absolut nicht rechtfertigt. Die Kleinigkeit ist aber letztlich nur der berühmte Tropfen… Kommt dir davon etwas bekannt vor? Aus Angst vor Konflikten habe ich das lange so gehandhabt und habe mittlerweile gelernt:
1. Es ist deinem Sozialpartner gegenüber unfair, ihm nicht zu sagen, was dich stört. Du nimmst ihm so die Möglichkeit, sein Verhalten zu ändern.
2. Es ist noch unfairer, bei Kleinigkeiten zu explodieren. Das ist reine Willkür.
3. Es tut dir selbst nicht gut.
Was zur Hölle hat das mit Hunden zu tun?? Fragst du dich vielleicht…kommt jetzt, kommt jetzt. 🙂
Konflikte sind für Hunde das Normalste auf der Welt, zumindest, wenn sie nicht komplett isoliert aufgewachsen sind. Das geht schon beim Gerangel um Mutti´s beste Zitze los. Dabei können wir uns mal wieder einiges von ihnen abgucken: Wenn es einen Konflikt gibt, wird das kurz geklärt und danach ist die Welt wieder schön. Konflikte werden meistens auch nicht in einem explosiven Kommentkampf ausgetragen, sondern in vielen Fällen muss es gar nicht so weit kommen. Stattdessen verlaufen Meinungsverschiedenheiten unter Hunden einfach sehr ruhig, leise und subtil, zum Beispiel über Präsenz und Raumverwaltung.
An Konflikten ist grundsätzlich nichts „Böses“, sondern ganz im Gegenteil: Das ist etwas sehr gutes, weil so jedes Individuum weiß, woran es ist. Niemand wird im Regen stehen gelassen, niemand schwimmt in irgendeiner Grauzone. Es herrscht Klarheit. Ich weiß, woran ich bin und ich weiß, wer mein Gegenüber ist. Man ist ehrlich und authentisch miteinander. Konstruktive Konflikte wirken befreiend und reinigend – du fühlst dich danach besser! Und sie wirken sich auch positiv auf die Bindung aus, weil man gemeinsam etwas erlebt und sich besser kennenlernt. Durch all diese Aspekte sorgen Konflikte und das angemessene „Ausdiskutieren“ oder Klären für eine gesunde Beziehungsstruktur. Und ist deswegen absolut NOTWENDIG, wenn ich eine intakte Beziehung führen möchte. Egal, ob mit Menschen oder Hunden.
Mit diesem Artikel möchte ich dich zu mehr Konfliktfreudigkeit ermutigen! Wenn dein Hund dich in Frage stellt, dann geh bitte nicht einfach darüber hinweg. Lass ihn nicht im Regen stehen. Ich würde nicht inflationär Konflikte aufmachen, aber bleib bei deiner Meinung, wenn dir etwas wichtig ist – achtsam, bewusst und angemessen.
Konflikte und deren Klärung sind etwas Gutes!
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